Welche stationären Vertriebskonzepte sind zukunftsfähig?

Es gibt Dinge die sterben langsam aus. Erst verschwanden die öffentlichen Münzfernsprecher und heute ist es eine Herausforderung eine Telefonzelle zu finden. Schließlich besitzen die meisten Menschen heute Internetfähige Smartphones.

Die Existenzberechtigung mancher Ding ist temporär, dass gilt für Parkuhren gleichermaßen wie stationäre Konzepte wie beispielsweise Videotheken oder Internetcafés. Das Internet hat maßgeblichen Einfluss auf die unterschiedlichen Lebensbereiche oder Menschen und so logischerweise auch auf den stationären Handel.

Wann haben Sie eigentlich zuletzt ein Reisebüro aufgesucht? Welchen Mehrwert bieten eigentlich klassische Reisebüro im Vergleich zu online Reiseportalen?

Quelle: Eigenes Bild

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Bei den meisten Menschen entsteht der Eindruck, der Mitarbeiter (Expedient) im Reisebüro tippt und fragt die selben Informationen ab, die auch im Internet frei zur Verfügung stehen. Das führt zum Teil dazu das Kunden ihre Smartphones zücken und selbst recherchieren.

Doch welchen Mehrwert können Reisebüros bieten?

Schauen wir uns zunächst das klassische Geschäftsmodell eines Reisebüros an. Am Anfang (also früher) war der Katalog, der traditionelle, dicke Reisekatalog den es in jedem Reisebüro gab. Einen Sommer- und einen Winterkatalog für das jeweilige Zielgebiet. Touristiker sprechen hier gerne von Destination. Früher kamen die Sommerkataloge im Oktober des Vorjahres in die Reisebüros, bis November oder Dezember gab es spezielle Frühbucherpreise und der typische Pauschaltourist konnte seine Reise oder seinen Jahresurlaub für den Sommer des darauf folgenden Jahres buchen. Viele Reisebüros verdienten auch gilt indem sie Bahnfahrkarten verkauften, dieses Zusatzgeschäft beinhaltete die Dienstleistung Fahrplanauskunft und Zusammenstellung der Bahnverbindungen für Hin- und Rückfahrt. Schließlich waren diese Daten für den normalen Endkunden nicht so ohne weiteres zubekommen. Gleiches gilt natürlich auch für den Verkauf von Flugtickets. Dieser machte bei vielen Reisebüro bis Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre einen erheblichen Anteil aus.

Seit den frühen 2000er Jahren insbesondere nach dem Zusammenbruch des „Neuen Marktes“ gewann das Internet als direkt Zugang zum Kunden für Fluggesellschaften, die Bahn aber auch für die Reiseveranstalter rasch an Bedeutung. Der Mehrwert für den Kunden bestand im wesentlichen darin, dass er selber direkten Zugriff alle für ihn relevanten Informationen bekam. Darüber hinaus entwickelten sich Anbieterunabhängige Vergleichsportale. Mittels kurzer Eingabe von Reisezeiten und Reisedauer liessen sich aufwändige Katalogpreisvergleich automatisieren. Der Anfang vom Ende?

Im Jahre 2015 sieht sich so manches Reisebüro unter massivem Wettbewerbsdruck mit dem Internet.

Grundsätzlich gilt manche Geschäftsmodelle müssen ständig verändert werden, damit sie dauerhaft eine Berechtigung am Markt haben. Kehren wir zurück zu der Frage, welchen Mehrwert bietet ein Reisebüro heute dem Kunden? Ergänzt um die Fragestellung ist der Kunde dauerhaft bereit für eine weitgehend automatisierte und im Internet an 24 Stunden täglich verfügbare Vergleichsleistung (Beratung) bereit im Reisebüro mehr zu zahlen?

Die Antwort auf beide Fragen lautet: Ja – aber mit Einschränkungen. Hierzu durfte ich im vergangenen Jahr ein spezielles Konzept für einen Touristikkonzern und dessen stationären Reisebüro entwickeln und ausrollen. Die Ergebnisse biete ich in meinem Workshop „Einzelhandel 2.0 – Wettbewerb mit und gegen das Internet“ an. Weitere Informationen finden Sie hier: Workshop oder nehmen Sie gerne direkt Kontakt mit mir auf.

Ich freue mich auf Ihre Fragen
Jan R. Bergrath

Wettbewerbstrategien mit und gegen das Internet

Spiegel-online berichtet heute ausführlich, darüber das die Umsätze des stationären Einzelhandels massiv zurückgehen:

Stationäre Einzelhandel

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„Der Umsatz des deutschen Einzelhandels ist im September so stark gefallen wie seit mehr als sieben Jahren nicht mehr. Konkret gingen die Einnahmen im Vergleich zum Vormonat um 2,9 Prozent zurück, teilte das Statistische Bundesamt mit. Preisbereinigt fiel das Minus mit 3,2 Prozent sogar noch etwas größer aus. Analysten hatten nur einen Rückgang um 0,9 Prozent erwartet.“ Quelle

Seit mehr als fünf Jahren befasse ich mit der Entwicklung und Gestaltung von Wettbewerbsstrategien mit dem und gegen das Internet. Ich konnte eine Vielzahl von Unternehmen, dabei unterstützen dass Filialgeschäft fit zu machen um im Wettbewerb mit dem Internet dauerhaft zu bestehen. Wie gehe ich mit dem Internet als Wettbewerber um? Antworten liefert das Seminar: “Einzelhandel 2.0 – Wettbewerb mit und gegen das Internet” weitere Informationen zum Seminar gibt es hier.

Ich glaube daran, dass der stationäre Handel eine Zukunft hat und dieser klare Vorteile gegenüber dem Wettbewerber Internet bietet. Wer den Artikel auf Spiegel-online (s. o.) bis zum Ende liest, wird feststellen das die Branchenaussichten gar nicht so schlecht sind: „Im Gesamtjahr erwartet der Branchenverband HDE ein Umsatzplus des deutschen Einzelhandels von rund 1,5 Prozent. Von Januar bis September nahm die Branche bereits 1,8 Prozent mehr ein als im Vorjahreszeitraum.“ Quelle

Trotzdem gilt es für alle Bereiche des stationären Vertriebs sich dem Wettbewerb mit und gegen das Internet zu stellen. Eines steht fest, der Druck auf den stationären Handel wird weiter steigen.

Intersport im Kampf gegen das Internet

In diversen Artikeln hier auf www.vertriebssprache.org, habe ich mit damit beschäftigt, wie sich der stationäre Einzelhändler mit und gegen das Internet als Wettbewerber behaupten kann (Internet vs. stationärer Einzelhandel 1Internet vs. stationärer Einzelhandel 2). Nun wurde ich auf die aktuelle Kampagne von Intersport aufmerksam gemacht, die hervorragend zeigt wie der stationärer Einzelhandel sich mit Vorteilsargumentationen gegen den Online-Handel positionieren kann.

Ganz klassisch mittels Plakaten versucht dies der Sportartikelhändler Intersport:

Vertriebssprache - Stationären Einzelhandel vs Internet

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Intersport verfügt über ca. 1.500 Sportgeschäfte in ganz Deutschland und begreift sich gemäß seiner Internetseite als Kundennah* und möchte den besten Service und eine sehr gute Beratung liefern, damit die Intersport-Kunden rundum zufrieden sind.*

Deshalb legt Intersport die Latte hoch – durch starke Leistung und starke Preise“.* Als Leitmotiv gibt Intersport an, sie machen das alles „aus Liebe zum Sport“.* Nun aus Liebe zum Sport, kann ich meine Sportschuhe z. B. bei einem beliebigen Internethändler kaufen ich nenne hier stellvertretend Amazon. Endlich mal ein Einzelhändler, der sich dem Wettbewerb mit dem Internet offensiv stellt und auf kreative Weise die eigenen Stärken hevorhebt. Doch was steckt tatsächlich dahinter?

Ich beschliesse gemäß der Plakatkampagne einen Laufschuh in der Größe 28 (Kinderschuh) für meinen Sohn und für meinen Kollegen Olaf einen Laufschuh in Schuhgröße 50 anzufragen, um sie „Probe laufen zu lassen“. Zunächst versuche ich es bei dem Intersport Online-Shop http://www.intersport.de. Ich tippe die folgende Suchanfrage in Suchleiste des Shops „Laufschuhe Größe 28“ und „Laufschuhe Größe 50“. Das Ergebnis ist niederschmetternd; bei Größe 50 wurden angeblich 153 passende Artikel gefunden, 2 davon sind Schuhe, lediglich ein Artikel ist ein Laufschuh in der korrekten Größe. Ab Position drei erscheinen in der Trefferliste Camping-Teller, Camping-Becher, Trainingshosen und … Die Suche nach Größe 28 erzielt 133 Treffer, kein einziger ist ein Laufschuh in der passenden Größe.

Intersport Laufschuh Größe 28 und Größe 50

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Hier der direkte Vergleich mit Amazon: 55 Treffer für Laufschuh Größe 50 unglaublich aber wahr, alle sind Laufschuhe!

Amazon Laufschuhe Größe 28 und Größe 50

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Nun gut, die Kampagne bewirbt ja auch eher die einzelne Intersport Filiale. Im Onlineshop beide Artikel zu bestellen, um sie Probe zu laufen… geht dann halt nicht. Gemäß dem Plakat „ALLES, WAS UNSER OLINESHOP NICHT KANN, KÖNNEN UNSERE 1.500 HÄNDLER GANZ IN IHRER NÄHE“, gilt es für mich zu prüfen. Gerne werde ich die persönliche Beratung, dass Wissen und die Fachkompetenz stichprobenartig in einigen ausgewählten Intersport-Filialen ausprobieren um Laufschuhe in den Größen 28 und 50 Probe zu laufen. Fortsetzung folgt!

Online Handel trifft stationären Handel

Um die viel beschriebene digitale Revolution in der Wirtschaft und besonders im Handel geht es auch in einem Online-Artikel des Fachmagazines Absatzwirtschaft. Allerdings wird dort eine Studie zitiert die belegen soll, dass „Käufer das Internet nur in bestimmten Bereichen als primären Einkaufskanal nutzen“, das es nur „wenige reine Onlinekäufer gibt“ und lediglich der „Anteil der hybriden Käufer, die sowohl im Geschäft als auch im Internet einkaufen, steigt“.

Abenteuerlich mutet auch eine Behauptung aus dem Artikel an, die den drei Online-Händlern Zalando, Ebay und Amazon zwar eine Positionierung als „reine Onlineanbieter“ attestiert, diese jedoch aber auch „teils stationär präsent sein“. Als Beleg soll dann die Eröffnung eines Zalando Outlet-Store in Berlin herhalten.

Selten habe ich solch schlechte Argumente, die für den stationären Handel sprechen sollen, gehört. Dabei gibt es jede Menge Vorteile, die der stationäre Handel bieten kann Beispiele gibt es hier. Eine klare Abgrenzung zwischen Online Handel und stationärem Handel findet sich hier.

Stationärer Handel vs. Internet

Welche Vorteile bietet eigentlich der stationäre Handel gegenüber dem Internet? Neulich habe ich eine Wetter verloren,  ich saß an einem Tisch mit 10 Personen zum Abendessen. Von den Personen um mich herum kannte ich nur wenige. Während der Tischgespräche, fragte ich mein Tischgegenüber was er beruflich macht? Er antwortete, ich wette du hat schon einmal eine E-Mail von mir bekommen. Ich antwortete bestimmt nicht. Er grinste und sagte wetten wir einfach um das nächste Getränk, ich willigte ein. Schließlich erfuhr ich, dass mein Gegenüber für das E-Mail Marketing der Firma Amazon verantwortlich war. Jeder der dort registrierter Nutzer ist, bekommt E-Mails von meinen Tischgegenüber

Schaut man sich insbesondere deutsche oder in Deutschland erfolgreiche Internetgeschäftsmodelle an, so muss man nüchtern feststellen, dass darunter eine Vielzahl Internethandelsplattformen – also online Shops – sind. Stellvertretend nenne ich Zalando, Zooplus, mymuesli, windeln.de oder die eingangs erwähnte Firma Amazon. Darüber hinaus gibt es noch eine große Anzahl Preisvergleichsportale, die kostenlos ermitteln welches Produkt gerade wo am günstigsten zu haben ist. Diese Tatsachen stellen den stationären Handel vor neue Herausforderungen.

Einen Königsweg zum Umgang mit dieser Herausforderung gibt es noch nicht. Dennoch haben sich einige Methoden etabliert die mittel- bis langfristig für den klassichen stationären Handel überlebenswichtig sein könnten. Schaut man sich den aktuellen Umgang mit dem Wettbewerber Internet bei Handelsunternehmen an, so trifft man meist auf überforderte Verkäufer. In einem nicht repräsentativen Selbstversuch, habe ich in den letzten Wochen in rund 20 verschiedenen Elektromärkten einen Verkäufer mit der Tatsache konfrontiert, dass ich ein bestimmtes Produkt online günstiger bekomme. Zum Beweis hielt ich dann mein vorbereitetes Smartphone mit einer geöffneten Preisvergleichseite aus dem Internet bereit.

Die mehrheitliche Reaktion der Verkäufer war sinngemäß „dann müssen Sie halt da kaufen“. So etwas geht natürlich gar nicht und hat mit Verkauf überhaupt nicht zu tun. Fassen wir kurz die Situation zusammen, da steht ein Kunde vor Ort im Geschäft, er ist kaufbereit, steigt in die Verhandlung ein und die Reaktion des Verkäufers ist „dann kaufe halt woanders“. Dies ist nach meinem Verständnis abnahmungswürdiges Verhalten. Ich habe bewusst auf einen günstigerer Preis hingewiesen und nicht sagt, ich kaufe nur wenn. So schaufeln sich viele Verkäufer im stationären Handel ihr eigenes Grab, indem sie eine ganze Branche gefährden nur, weil sie nicht in der Lage sind angemessen und richtig zu reagieren. Einige Wege hierzu gibt es hier zum nachlesen.